Seit mehr als 20 Jahren träufelt Walter H. morgens und abends je einen Tropfen eines Medikaments in seine Augen, das den Augeninnendruck senkt. Ohne diese Therapie liegt er mit 26 mmHg weit über der "Norm". Alle drei Monate erfolgt eine augenärztliche Untersuchung. Der Befund zeigt auch heute noch nach so vielen Jahren Glaukomverdacht keine auffälligen Veränderungen am Sehnerv und keine Gesichtsfeldausfälle. Hat Walter H. wirklich ein Glaukom? Sein Augenarzt möchte kein Risiko eingehen und setzt die Therapie fort. Denn die einmal durch das Glaukom entstandenen Augenschäden bilden sich meist nicht mehr zurück.
Jetzt erweitern die neuen bildgebenden Verfahren für die Glaukomdiagnostik seine Möglichkeiten, bereits geringfügige Veränderungen exakt zu messen und zu dokumentieren, sodass er nur noch jene Patienten therapieren muss, die wirklich an einem Glaukom erkrankt sind.
Die Laser Scanning Tomografie (Heidelberg Retinal Tomograph II kurz HRT II)
Ohne das Auge zu berühren, gewinnt man mit einem Laserstrahl horizontale Schichtaufnahmen in 32 Ebenen vom Sehnerv oder auch der Netzhaut, je, nachdem, welche Augenkrankheit vorliegt. Der Computer errechnet zweidimensionale Bilder, die er dann zu einer dreidimensionalen Darstellung zusammensetzt. Sie zeigt die genaue Größe des Sehnervenkopfes (der Papille) und eine Vielzahl weiterer Daten.
Beim Vergleich der Untersuchungsergebnisse von Walter H. mit denen von Augengesunden stellt sein Augenarzt fest, dass keine Abweichungen von der Norm bestehen. Absolut sicher ist der Befund, wenn die Wiederholung der Untersuchung mit dem HRT II nach einigen Monaten die individuelle Vergleichsmöglichkeit mit den eigenen Werten bietet.
Bei der Untersuchung mit dem HRT II können bereits minimale Sehnerv- und Netzhautschäden erkannt werden. Und durch die Dokumentation lässt sich der Verlauf der Erkrankung und damit der Therapie-Erfolg sehr genau kontrollieren.
Ein weiteres innovatives Verfahren zur Glaukomfrüherkennung ist das GDx von LDT (Laser Diagnostic Technology) zur Messung der Nervenfaserdicke , da sie bereits in einem frühen Stadium der Krankheit abnimmt.
Zu den Augenkrankheiten, die früh erkannt und rechtzeitig behandelt werden sollten, aber oft zu spät bemerkt werden, weil sie im Anfangsstadium keine Beschwerden verursachen, gehören außer dem chronischen Weitwinkelglaukom vor allem auch diabetische Netzhautveränderungen und die altersbedingte Makuladegeneration. Mit dem (RTA) Retina Thickness Analyser zur Messung der Netzhautdicke bietet sich ein zuverlässiges Verfahren für die Vorsorgeuntersuchung.
Netzhautschwellungen, zentrale Netzhautlöcher und andere Veränderungen werden sichtbar, wenn man einen optischen Schnitt durch die hauchdünne Netzhaut (0,17 mm in der Mitte) legt. Ermöglicht wird er durch ein bildgebendes Verfahren namens OCT (Optical Coherenence Topography) , das mit einem Ultraschallgerät vergleichbar ist, nur wird statt Schall Licht verwendet.
Eine wertvolle Ergänzung der Glaukom-Vorsorge-Untersuchung ist mit dem
Orbscan II möglich. Damit können Hornhautdicke und Vorderkammertiefe bestimmt werden . Denn einer der Gründe, warum das Messergebnis des Augeninnendrucks kein zuverlässiger Indikator dafür sein kann, ob ein Glaukom besteht oder nicht, ist die individuelle Hornhautdicke. Zwar wurde bei der Einführung der Goldmann Applanationstonometrie ein Durchschnittswert für die Hornhautdicke ermittelt, aber bei vielen Patienten ist die Hornhaut wesentlich dicker oder auch dünner. Und das hat zur Folge, dass der tatsächliche Augeninnendruck durchaus um 5 mmHg höher oder tiefer liegen kann, als die Druckmessung mit dem Tonometer ergibt.
Um Gesichtsfeldausfälle noch früher zu erkennen, wurde ein neues Gerät zur Gesichtsfeldmessung entwickelt mit der Bezeichnung FDT . Es trägt der Erkenntnis Rechnung, dass beim Glaukom die großen Nervenzellen, die für die Verarbeitung von Bewegung verantwortlich sind, schneller geschädigt werden als die kleineren.
Deshalb arbeitet das FDT mit sich bewegenden Streifenmustern.
Farbsinnstörungen sind frühe Anzeichen vieler Augenleiden, vor allem Blau/Gelb-Sinnstörungen. Wesentlich besser als die bisher zur Verfügung stehenden Methoden ermöglicht der Chroma Test die Untersuchung, zumal damit nicht nur das zentrale sondern auch das periphere Farbensehen erstmals auch quantitativ in wenigen Minuten erfasst wird.
Wer trägt die Kosten der Präzisionsuntersuchungen?
Für keines dieser innovativen Verfahren gibt es bisher eine Vereinbarung zwischen den gesetzlichen Krankenkassen und den Vertragsärzten. Die Augenärzte müssen daher die Bestimmungen erfüllen, die ihnen der Bundes-Mantelvertrag auferlegt:
"…. Leistungen, für die eine Leistungspflicht der Krankenkassen nicht besteht,
können nur im Rahmen einer Privatbehandlung erbracht werden, über die mit dem Versicherten vor Beginn der Behandlung ein schriftlicher Behandlungsvertrag abgeschlossen werden muss …."
Mit anderen Worten: Diese Untersuchungen dürfen die Augenärzte nicht über die Chip-Karte der gesetzlichen Krankenkassen abrechnen. Eine Finanzierung in dieser Größenordnung wäre zudem auch völlig ausgeschlossen, angesichts des Betrages, der dem Augenarzt im Schnitt pro Patient zugestanden wird. Der liegt nämlich zwischen Euro 17,50 und Euro 25,50 pro Quartal. So müssen die Augenärzte ihren gesetzlich versicherten Patienten diese Leistungen berechnen. Von den privaten Krankenversicherungen werden die Kosten übernommen.
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