Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist die häufigste Erblindungsursache in Deutschland. Bei dieser Augenkrankheit verlieren Netzhautzellen im Bereich der Stelle des schärfsten Sehens, der Makula, nach und nach ihre Funktion. Für den Patienten bedeutet das den Verlust der zentralen Sehschärfe: Was er direkt anschaut, kann er nicht mehr sehen, er kann nicht mehr lesen und auch keine Gesichter erkennen.
Die AMD tritt in zwei Formen auf. Die feuchte Verlaufsform ist die aggressivere aber auch die seltenere. Zur Eindämmung des schnell fortschreitenden Sehverlustes stehen heute für die einzelnen Stadien unterschiedliche Therapien zur Verfügung.
Gegen die trockene Form, unter der 85 Prozent der AMD-Patienten leiden, war die Augenheilkunde bisher so gut wie machtlos. Mit der Transplantation von Zellen aus der Netzhaut, der Retina, eröffnen sich neue Möglichkeiten, auch bestimmte Formen der trockenen AMD erfolgreich zu behandeln.
Ermutigende Ergebnisse bei klinischen Studien
Durch die geografische Atrophie (Netzhaut-/Aderhaut-Schwund) bei trockener AMD sterben im Bereich der Makula nicht nur die Zellen der äußeren Netzhautschicht ab. Gleichzeitig degenerieren Zellen des retinalen Pigmentepithels (RPE) und der Gefäßschicht unter der Retina. Sie besteht aus einem Netz feinster Haargefäße, das die Netzhaut mit lebenswichtigen Nährstoffen versorgen muss, diese Aufgabe nun nicht mehr erfüllen kann.
In ersten klinischen Studien mit Transplantation nichtautologer (fremder) Netzhautzellen traten nach kurzer Zeit Abstoßungsreaktionen auf. Um eine bessere Gewebeverträglichkeit zu erreichen, werden in der Universitäts-Augenklinik Hamburg-Eppendorf HLA-typisierte Transplantate aus der klinikeigenen Zellbank eingesetzt. Das bedeutet, dass die genetischen Merkmale der Spenderzellen denen des Empfängerauges möglichst ähnlich sind. Bei eineiigen Zwillingen sind die HLA identisch.
An der Studie in Hamburg unter der Leitung von Professor Gisbert Richard nahmen Patienten teil, die ihre zentrale Sehschärfe schon vor längerer Zeit verloren hatten (Spanne: zwischen drei Monaten und sechs Jahren.) Ihnen wurde im Rahmen eines glaskörperchirurgischen Eingriffs (Vitrektomie) eine sehr große Anzahl fremder HLA-typisierter Zellen unter die Netzhaut injiziert. Bereits nach sechs Monaten hatte sich ihr Sehvermögen deutlich verbessert und zwar um mindestens zwei Linien. Das bedeutet: Ein Sehzeichen, das der Patient vor der Behandlung nur aus 20 cm Nähe identifizieren konnte, erkennt er nun aus einer Distanz von 30 cm.
Ein Jahr nach der Transplantation war die Sehschärfe bei 33 Prozent der Patienten auf dem operierten Auge wesentlich besser als vor dem Eingriff; auf dem nicht operierten Auge hatte sich der Befund bei 77 Prozent von ihnen dem normalen Krankheitsverlauf entsprechend verschlechtert. In der Nachbeobachtungszeit von zwölf Monaten waren keinerlei Komplikationen aufgetreten: keine Entzündungen, keine Netzhautablösungen, keine Abstoßungsreaktionen.
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