Pressemitteilung
Medizin/Gesundheit/Augenheiunde

AAD Pressekonferenz 2005

Schiefer:

Halbseiten-Gesichtsfeldausfälle – Alarmzeichen einer Hirnschädigung

Kurzfassung

Die Augen entstehen als Ausstülpung des Gehirns und bleiben mit diesem durch die Sehbahn verbunden. Die Sehnerven beider Augen überkreuzen sich teilweise und tauschen dabei Fasern aus, sodass in beide Hirnhälften sowohl Seheindrücke des rechten als auch des linken Auges gelangen. Wird, beispielsweise durch einen Schlaganfall, das "Kabel“ hinter der Sehnervenkreuzung vollständig unterbrochen, so fällt eine Hälfte des Gesichtsfeldes aus.

In Deutschland treten infolge von Hirnschädigungen bei jährlich etwa 135.000 Menschen visuelle Wahrnehmungsstörungen auf, die sich zumeist in Form von Gesichtsfelddefekten äußern. Diese führen u.a. zu Orientierungsstörungen oder Leseproblemen. Der Befund kann sich bei etwa der Hälfte der Betroffenen innerhalb des ersten Jahres zumindest teilweise bessern.

Eine ursächliche Behandlung einer derartigen Sehstörung aufgrund einer Hirnschädigung ist durch augenärztliche Maßnahmen nicht möglich. Von besonderer Bedeutung ist es, mögliche Risikofaktoren (z.B. Herzrhythmusstörungen, Verkalkungen der Halsschlagadern, Bluthochdruck) umgehend zu behandeln. Zusätzlich werden Rehabilitationsverfahren angeboten: Aufwendig, aber bislang nicht überzeugend ist der Versuch, den Defekt mit einer über Monate andauernden Darbietung kleinflächiger Lichtreize in der Übergangszone zwischen intaktem und geschädigtem Gesichtsfeldareal zu beheben.
Erfolgversprechender erscheint der alternative Ansatz, die Auswirkungen des Gesichtsfelddefekts durch vermehrte Blickwendungen in Richtung des Ausfalls zu reduzieren.

Dem Augenarzt kommt eine herausragende Bedeutung bei der Krankheitskennung von Halbseiten-Gesichtsfeldausfällen zu. Er veranlasst weiterführende Untersuchungen durch Internisten, Neurologen sowie Radiologen und kann die Therapie- bzw. Rehabilitationsmaßnahmen kontrollieren.

Professor Dr. med. Ulrich Schiefer
Ltd. Oberarzt der Abt. für Pathophysiologie des Sehens und Neuroophthalmologie
Universitäts-Augenklinik
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72076 Tübingen
Tel.: 07071/ 298-7429 oder -4786
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