Pressemitteilung
Medizin/Gesundheit/Augenheiunde

AAD Pressekonferenz 2005

Pillunat:

Neue Wirkstoffe und bewährte Medikamente – erfolgreich im Kampf gegen Erblindung durch Glaukom

Kurzfassung

Die weitaus häufigste Form dieser Augenkrankheit ist das chronische Offenwinkelglaukom. In aller Regel tritt es in der zweiten Lebenshälfte auf; ab 60 sind bereits zwei Prozent der Bundesbürger betroffen, doch etwa 50 Prozent von ihnen wissen nicht, dass ihr Augenlicht durch ein Glaukom bedroht ist. Obwohl das Sehvermögen zumeist durch rechtzeitige medikamentöse Behandlung bewahrt werden könnte, gehört das Glaukom zu den häufigsten Erblindungsursachen in den wohlhabenden Ländern. Das liegt daran, dass sich diese Krankheit nicht durch Symptome offenbart, die dem Betroffenen Anlass geben könnten, einen Augenarzt aufzusuchen. Zwar ist das Glaukom etwa in der Hälfte der Fälle mit einem erhöhten Augeninnendruck verbunden, aber den spürt man nicht. Der Verlauf ist unauffällig, schmerzlos und schleichend. Gesichtsfeldausfälle, die durch den Verlust von Sehnervenfasern entstehen, werden beim beidäugigen Sehen lange Zeit kompensiert; sie fallen nur dann auf, wenn man zufällig ein Auge verdeckt. Da Schäden am Sehnerv und die damit verbundenen Gesichtsfeldausfälle nicht rückgängig zu machen sind, kommt es ganz entscheidend darauf an, dass ein Glaukom gleich zu Anfang erkannt und behandelt wird. Deshalb sollte jeder seinen Sehnerv vorsorglich vom Augenarzt untersuchen lassen – spätestens vom 40. Lebensjahr an regelmäßig alle ein bis zwei Jahre.

Ein Glaukomscreening, das ausschließlich den Augeninnendruck prüft, erfasst nur einen Risikofaktor – das Glaukom selbst allerdings nicht. Und ein früher allgemein als "normal“ geltender Augeninnendruck (21 mmHg) kann in vielen Fällen viel zu hoch sein, denn jeder Sehnerv hat seine individuelle Belastungsgrenze. Daher kann nur der Augenarzt die sichere Diagnose stellen. Aufschluss darüber, was die Therapie leisten muss, gibt der Zustand des Sehnervs und der Netzhautgefäße am Augenhintergrund. Die Durchblutung und ihre Regulation spielen eine entscheidende Rolle. Auffallend viele Glaukompatienten haben einen sehr niedrigen oder stark schwankenden Blutdruck und oft leiden sie auch unter Gefäßverkrampfungen (Vasospasmen). Dafür typisch sind kalte Hände, kalte Füße, Migräne oder Tinnitus (Ohrgeräusche). Doch es gibt noch einen weiteren Faktor, der den Verlauf des Glaukoms mitbestimmen kann. Bei einigen Patienten, die erst im späteren Stadium der Krankheit zur Behandlung kommen, erweist sich das Glaukom als therapieresistent, obwohl der Augeninnendruck gut eingestellt ist und keine Durchblutungsstörungen vorliegen. Das deutet darauf hin, dass sich Glaukomverläufe in einem bestimmten fortgeschrittenen Stadium verselbstständigen können und ähnlich wie beim Morbus Alzheimer zur Neurodegeneration, also zum Nervenzellenuntergang führen.

Die Tatsache, dass diese ganz unterschiedlichen Faktoren am Krankheitsbild beteiligt sein können, zeigt, dass die Glaukomtherapie für jeden einzelnen Patienten maßgeschneidert sein muss. Diese Möglichkeit ist heute gegeben. Dem Augenarzt steht eine Vielzahl von lokal anwendbaren Glaukompräparaten zur Verfügung, mit denen er den Augeninnendruck zuverlässig auf das Zielmaß senken kann, dazu gehört neben den bewährten Betarezeptorenblockern die Wirkstoffgruppe der Prostaglandinanaloga. Um zusätzlich die Durchblutung des Sehnervs zu fördern, wurden neue Substanzen wie das Dorzolamid entwickelt. Für den bestmöglichen Effekt und eine gute Verträglichkeit kann der Augenarzt für jeden einzelnen Patienten individuelle Wirkstoffkombinationen verordnen. Selbst zur Behandlung der Neurodegeneration zeichnet sich jetzt eine Möglichkeit ab: Die bereits in der Glaukom-Therapie eingesetzten alpha-2-Agonisten scheinen neben ihrer drucksenkenden Wirkung auch einen günstigen Einfluss auf den Prozess des Nervenzellenuntergangs nehmen zu können.

Professor Dr. med. Lutz E. Pillunat
Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde
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