Pressemitteilung
Medizin/Gesundheit/Augenheiunde

AAD Pressekonferenz 2004

Brethfeld:

Sehen müssen, was man nicht ertragen kann – Ausweg: psychogene Blindheit

Kurzfassung

Es passiert gar nicht so selten, dass eine verdrängte Konfliktsituation die Sehleistung eines Menschen stark beeinträchtigt.

Seit ihrem dreizehnten Lebensjahr ist Lisa, ein Heimkind aus zerrütteter Familie wegen
einer beidseitigen Schwachsichtigkeit, die mit Brille nur unvollkommen verbessert werden kann, in augenärztlicher Betreuung. Nach regelmäßigen Kontrollen, bei denen keine Veränderung der Sehleistung feststellbar sind, erscheint sie, knapp 16-jährig, in
der Praxis und klagt verstört über massive Sehverschlechterung. Jetzt ergibt die Untersuchung ihres Augenarztes eine massive Gesichtsfeldeinschränkung, ein Röhrengesichtsfeld wie bei einer Retinopathia pigmentosa. Aber dafür gibt es keine Erklärung, denn organische Veränderungen können nicht nachgewiesen werden. Zwei Universitätskliniken, an die Lisa überwiesen wird, bestätigen die Diagnose.

Der Verdacht auf eine psychogene Störung liegt nahe, zumal Lisa mit der an Blindheit grenzenden Sehbehinderung relativ gut zurecht kommt. Eine psychotherapeutische Behandlung, die ihr ärztlich dringend empfohlen wird, lehnt sie immer wieder heftig ab – jahrelang. Erst als ihr im Alter von 18 Jahren klar wird, dass sie nahezu blind mit einem Gesichtsfeld von fünf bis zehn Grad niemals einen Führerschein machen kann, erklärt sie sich zur Psychotherapie bereit. Nun räumt sie ein, dass es tatsächlich etwas sehr Belastendes in ihrer Vergangenheit gibt.

Im Verlauf der psychotherapeutischen Aufarbeitung wird Lisa schmerzhaft bewusst, was sie unbewusst durch Nichtsehen verdrängen wollte: den sexuellen Missbrauch, den sie im Alter zwischen drei und fünf Jahren durch Vater und Onkel erlitten hatte.
Im Laufe der fast dreijährigen Therapie verschwindet die Gesichtsfeldeinschränkung vollständig. Lisa wird Hauswirtschafterin und fühlt sich an ihrer Arbeitsstelle relativ wohl, zumal sie dort Anerkennung und Zuwendung erfährt. Dennoch werden die seelischen Wunden nie ganz verheilen. Als geänderte Symptomatik bleibt eine schubweise verlaufende Depression, die jedoch beherrschbar ist. Durch die aufdeckende und stützende Psychotherapie konnte eine weitgehende visuelle und psychische Rehabilitation erreicht werden.


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