Pressemitteilung
Medizin/Gesundheit/Augenheilkunde

AAD Pressekonferenz 2004

Kraffel:

Ist der Fortschritt noch bezahlbar? Zukunft der Augenheilkunde sozialpolitisch gesehen

Kurzfassung

Das Programm der AAD 2004, der führenden Fortbildungstagung im deutschsprachigen Raum, vermittelt einen Eindruck von der dynamischen Entwicklung in der Augenheilkunde. Die Zahl der Teilnehmer – mehr als 2.850 Anmeldungen - spiegelt das große Engagement der Augenärzte wieder.

Innovationen auf dem Gebiet der Hightech-Diagnose, neue molekulargenetische Verfahren eröffnen uns einen immer tieferen Einblick in Krankheitsprozesse. Wer ein Krankheitsgeschehen begreift, hat den Schlüssel zur Behandlung. Doch dieser Fortschritt wird immer teurer und die Therapien werden es erst recht. Je mehr Krankheiten wir erforscht haben und heilen können, desto mehr Geld muss für die Erforschung der noch nicht beherrschbaren Krankheiten aufgewendet werden.

Während die Möglichkeiten der Medizin immer besser werden und sie zu nutzen teurer wird, altert die Bevölkerung. Rentner leben immer länger, die Geburtenrate sinkt und damit die Zahl künftiger Beitragszahler und die junge Generation tritt immer später ins Arbeitsleben ein. So klafft die Schere zwischen den Einnahmen der Sozialkassen und ihren Ausgaben immer weiter auseinander.

Augenkranke sind meist ältere Menschen. Prognosen zufolge wird die Zahl der Patienten beim Augenarzt im Verlauf der nächsten 25 Jahre um 40 Prozent zunehmen. Gleichzeitig werden 20 bis 30 Prozent der Augenärzte aus dem Berufsleben ausscheiden, ohne ihre Praxis an einen Nachfolger abzugeben. Dadurch ist ein massives Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage zu erwarten.

Im gesamten Gesundheitswesen wird es zu ausgeprägten Verteilungskämpfen kommen: Jung gegen Alt, Politiker gegen Bürger, Kranke gegen (noch) Gesunde. Dann ist es die Aufgabe der Politiker, die Frage zu beantworten, wie viel Medizin dem einzelnen Bürger zur Verfügung gestellt werden kann. Derzeitige Debatten um Bürgerversicherung oder Prämienmodelle sind Verschleierungsmanöver, mit denen die zurzeit Verantwortlichen versuchen, ihre Politik über einige Jahre zu retten.

Das zu erwartende Szenario:
Die Medizin wird sich in drei Ebenen aufspalten. Es gibt eine Basisversorgung. Sie wird solidarisch finanziert – sei es über eine gesetzliche oder private Versicherung. Dabei werden voraussichtlich jene Teile der Gesellschaft bevorzugt, die als Hoffnungs- oder Leistungsträger gelten. Trotzdem erhalten auch sie nur solche Leistungen, mit denen sich eine Heilung mit relativ geringem Finanzaufwand erzielen lässt. Auf der zweiten Ebene werden Leistungen geboten, die zwar medizinisch notwendig sind, deren Finanzierung jedoch nicht von der Solidargemeinschaft getragen wird. Diagnosen, Therapien, Operationen und Rehabilitationsmaßnahmen in dieser Kategorie stehen nur noch denen zur Verfügung, die sie sich leisten können. Auf der dritten Ebene gibt es die Luxusmedizin mit entsprechendem Ambiente und der gesamten Bandbreite diagnostischer, therapeutischer und chirurgischer Möglichkeiten.
Künftig werden immer mehr Krankheiten behandelbar sein, doch einem großen Teil der Bevölkerung bleibt dann der medizinische Fortschritt verschlossen.


Herausgeber:
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