Pressemitteilung
Medizin/Gesundheit/Augenheilkunde

AAD Pressekonferenz 2017

Prof. Dr. Reinhard Burk:

Präzise Diagnostik, die die Patienten nicht belastet

Kurzfassung

Wenn der Sehnerv erkrankt, sind Augenärzte alarmiert, denn Schäden, die hier entstehen, sind bisher in der Regel nicht heilbar. Bestenfalls kann man das Fortschreiten der Krankheit aufhalten und so das verbliebene Sehvermögen erhalten. Eine präzise und frühzeitige Diagnostik ist daher besonders wichtig.

Die Optische Kohärenztomographie („optical coherence tomography“, OCT) hat in den vergangenen Jahren das Wissen der Augenärzte über viele Krankheiten des Augenhintergrunds enorm erweitert. Auch bei Erkrankungen des Sehnervs hat das Verfahren ein großes Potential. Der Sehnerv, der das Auge mit dem Gehirn verbindet, ist genau genommen selbst ein Teil des Gehirns. Aktuelle Forschungen prüfen deshalb auch Möglichkeiten, Krankheiten des zentralen Nervensystems wie die Parkinson-Krankheit oder die Alzheimer-Krankheit mithilfe dieses nicht invasiven und für die Patienten dementsprechend wenig belastenden Verfahrens zu erkennen.

Wie ein Datenkabel mit einer Million Fasern verbindet der etwa vier Millimeter dicke Sehnerv das Auge mit dem Gehirn. Eine Schädigung des Sehnervs ruft Ausfälle im Gesichtsfeld hervor – blinde Flecken, die den Bereichen der Netzhaut entsprechen, zu denen die geschädigten oder zerstörten Nervenfasern führen.

Die Optische Kohärenztomographie ist ein bildgebendes Verfahren, das – ohne das Auge zu berühren – hochauflösende Aufnahmen des Augeninneren ermöglicht. Schwache Laserstrahlen werden ins Auge geworfen und ihre Reflexionen werden festgehalten und ausgewertet – ähnlich der Auswertung von Schallwellen und ihren Echos bei Ultraschall-Untersuchungen. Für eine OCT-Aufnahme sitzt der Untersuchte für wenige Sekunden mit offenen Augen vor dem Gerät, während der Laserstrahl den Augenhintergrund scannt.

Zu den Erkrankungen des Sehnervs, bei denen die OCT wertvolle Erkenntnisse liefert, zählen neben dem Glaukom auch Entzündungen, die ein Anschwellen des Sehnervs nach sich ziehen, die Bildung von Drusen oder Tumore, die sich entweder direkt am Sehnerv oder auch im Gehirn gebildet haben. Wenn ein Tumor auf den Sehnerv Druck ausübt, ist zu prüfen, ob er operativ entfernt werden kann, um den Nerv zu entlasten. Selten kommt es schon bei Kindern zu einer Fehlbildung des Sehnervs. Die OCT ist für Augenärzte in all diesen Fällen ein wichtiges Hilfsmittel für eine sichere Diagnose und eine exakte Dokumentation der jeweiligen Erkrankung.

Ein anderes Beispiel für den Nutzen dieser Hightech-Diagnostik ist ihre Anwendung bei Verdacht auf Multiple Sklerose (MS). Die MS ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Markscheiden (Myelinscheiden), einer schützenden Schicht, die die Nerven elektrisch isoliert. Etwa bei einem Fünftel der MS-Patienten ist der erste Hinweis auf diese Krankheit eine akute Entzündung des Sehnervs. Im OCT-Bild fällt bei Patienten mit MS auf, dass die Schicht der Nervenfasern verdünnt ist, ebenso die innere Netzhautschicht. Im weiteren Verlauf der Krankheit lässt sich mit OCT-Untersuchungen kontrollieren, ob die Behandlung – in akuten Schüben mit hoch dosierten Glukokortikoiden, langfristig mit immunmodulierenden oder immunsuppressiven Medikamenten – erfolgreich ist.


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