Fast jeder Mensch macht im Laufe seines Lebens mit ihnen Bekanntschaft: Kleine Flusen, die durch das Gesichtsfeld treiben, vor allem beim Blick auf einen hellen Hintergrund können sie irritierend wirken. Dann wieder vergisst man sie, bemerkt sie gar nicht mehr. Die Rede ist von „Mouches volantes“ (fliegenden Mücken) oder „Floaters“. Dabei handelt es sich in der Regel um harmlose Glaskörpertrübungen.
Der Glaskörper ist eine gelartige, durchsichtige Masse, die den größten Teil des Auges ausfüllt. Zum allergrößten Teil besteht er aus Wasser (98 bis 99,7 Prozent). Hinzu kommen Kollagenfasern und weitere Stoffe wie Hyaluronsäure. Normale Alterungsprozesse sorgen dafür, dass sich die Kollagenfasern zusammenballen. Befinden sich diese Strukturen in der Blickachse, werden sie als kleine Pünktchen oder auch Fäden sichtbar. Je näher sich die Trübungen vor der Netzhaut befinden, desto störender können sie wirken. Bei Augen- und Kopfbewegungen treiben oder pendeln sie hin und her.
Schon in jungen Jahren kann gerade bei kurzsichtigen Menschen eine Verflüssigung des Glaskörpers einsetzen, und es bilden sich vor der Stelle des schärfsten Sehens Hohlräume (prämakuläre Lakunen) und Floater. Wenn Glaskörpertrübungen plötzlich vermehrt auffallen, kann das auf eine beginnende hintere Glaskörperabhebung hinweisen. Auch das gehört zum normalen Alterungsprozess: Der Glaskörper löst sich im Laufe des Lebens von der Netzhaut ab.
Treten die Glaskörpertrübungen neu auf, können sie zunächst irritierend wirken. Ständig hat man etwas im Auge, besonders wenn man auf einen hellen Hintergrund schaut, etwa auf eine Buchseite. Doch nach einiger Zeit gewöhnen sich die meisten Betroffenen daran. Das Gehirn lernt, dass dieser Teil der Sehinformation irrelevant ist und blendet ihn sozusagen aus. Die Glaskörpertrübungen sind noch da, doch man nimmt sie nicht mehr bewusst wahr – es sei denn, man „sucht“ gezielt danach. Bei einer hinteren Glaskörperabhebung können sich die Trübungen mit der Zeit weiter von der Netzhautoberfläche entfernen oder an den Rand des Gesichtsfeldes verlagern, so dass sie weniger stören. Bei einem kleinen Teil der Patienten können die Trübungen aber als sehr störend im zentralen Gesichtsfeld verbleiben und sie beim Blick auf helle Oberflächen – beispielsweise bei der Arbeit am Computer oder am Mikroskop – stark behindern.
Mit der herkömmlichen Untersuchung des Augenhintergrunds, der Ophthalmoskopie, sind die Glaskörpertrübungen oft nicht gut erkennbar. Doch moderne bildgebende Methoden wie die Spektral-Domänen optische Kohärenztomografie (SD-OCT) und die Weitwinkelfotografie der Netzhaut erlauben heute eine gute Darstellung der Trübungen. Die so gewonnenen Bilder sind sehr hilfreich im Gespräch mit den Patienten. Bei der Untersuchung klärt der Augenarzt auch ab, ob die Glaskörpertrübungen eventuell durch eine Entzündung im Auge (Uveitis) oder eine andere Krankheit verursacht worden sein könnten.
Den meisten Patienten werden Augenärzte nach einer eingehenden Untersuchung raten abzuwarten. Schließlich sind die Veränderungen in der Regel harmlos und die lästigen Wahrnehmungen lassen oft nach. Für die Fälle, in denen die „Mouches Volantes“ als so störend empfunden werden, dass die Betroffenen eine Behandlung wünschen, steht schon seit Längerem die operative Entfernung des Glaskörpers, die Vitrektomie, zu Verfügung und seit Kurzem auch die Zerstörung der Trübungen mithilfe eines Lasers. Die Einsatzmöglichkeiten und auch die mit diesen Verfahren verbundenen Risiken müssen im Patientengespräch ausführlich diskutiert werden.
Für die operative Entfernung des Glaskörpers wird die Wand des Augapfels im Bereich der Pars plana mit drei Schnitten unter einem Millimeter Größe eröffnet. Die Pars plana ist ein Abschnitt zwischen dem äußeren Rand der Netzhaut und dem Ziliarkörper, der keine größeren Blutgefäße enthält und auch kein Gewebe, das für die Funktion des Auges unersetzlich ist. Durch die kleinen Öffnungen führt der Operateur eine Lichtquelle und ein feines Saug-/Schneideinstrument sowie ein Gerät zur Infusion ins Auge ein. Durch die Pupille hindurch schaut der Operateur während des Eingriffs mit einem Mikroskop ins Augeninnere. Der Glaskörper wird zerkleinert und abgesaugt, die Infusion sorgt dafür, dass der Druck im Auge gleich bleibt. Dieses Verfahren wird in der Regel bei Augenkrankheiten eingesetzt, die das Sehvermögen bedrohen, wie Netzhautablösungen, Komplikationen infolge einer diabetischen Retinopathie oder Makulaerkrankungen. Nur in seltenen Ausnahmefällen nutzt man es zur Entfernung von Glaskörpertrübungen, denn das Risiko postoperativer Probleme ist gegeben. So trübt sich ein bis zwei Jahre nach einer Vitrektomie in den allermeisten Fällen die natürliche Augenlinse ein und eine Kataraktoperation wird notwendig. Insbesondere bei jungen Patienten ergibt sich dann das Problem, dass die Akkommodation verloren geht, die Fähigkeit des Auges, sich auf unterschiedliche Entfernungen einzustellen. Vor der Entscheidung für eine Vitrektomie muss besonders auf die Gefahr einer postoperativen Netzhautablösung hingewiesen werden.
Seit Kurzem macht nach Einführung eines neuen Lasergerätes ein an sich bekanntes und altes Verfahren wieder von sich reden, mit dem Glaskörpertrübungen entfernt werden können: Die Nd:YAG-Vitreolyse. Dabei werden die Floater mit Hilfe eines Niedrigenergie Neodym-dotierten Yttrium-Aluminium-Granat-Lasers (Nd:YAG-Laser) zerstört. Kurze Laserpulse werden dabei auf die Floater fokussiert, diese werden damit zerstört. Dank der geringen Energie, die bei einem einzelnen Puls freigesetzt wird, kommt es nicht zu einer Wärmeentwicklung im umliegenden Gewebe. Diese Behandlungsmethode ist ärmer an Risiken und Nebenwirkungen als die Vitrektomie. Doch sie kommt nur in bestimmten Fällen in Frage: Einzelne größere Floater mit Distanz zur Netzhaut können damit entfernt werden. Für feine und dicht vor der Netzhaut gelegene Glaskörpertrübungen ist das Verfahren nicht geeignet.
Die harmlosen „Mouches volantes“ sind zu unterscheiden von gravierenden Veränderungen im Glaskörper. Nimmt die Zahl der Trübungen plötzlich zu, und ist dies sogar von Lichtblitzen begleitet, dann sollte man möglichst rasch eine augenärztliche Untersuchung machen lassen. Eine plötzliche Zunahme der „Mouches volantes“ und das Sehen von Blitzen sind mögliche Symptome der hinteren Glaskörperabhebung. Das ist ein normaler Alterungsprozess des Glaskörpers, er kann aber in seltenen Fällen Risse in der Netzhaut und Netzhautablösungen verursachen. Schwarze Flecken, die wie ein „Rußregen“ nach oben oder unten durchs Auge ziehen, können auf eine Blutung im Glaskörper hinweisen.
„Mouches volantes“ sind harmlose Zusammenballungen von Kollagenfasern im Glaskörper des Auges. Sie können die Betroffenen irritieren, doch oft lassen die störenden Wahrnehmungen mit der Zeit nach. Eine Behandlung ist daher nur in seltenen Fällen notwendig. Zwei Verfahren stehen zur Auswahl. Die operative Entfernung des Glaskörpers, die sogenannte Vitrektomie, bei der das Risiko-Nutzen-Verhältnis ausführlich mit dem Patienten besprochen werden muss, und die Nd:YAG-Vitreolyse, die im Vergleich zur Vitrektomie zwar nebenwirkungsärmer ist, jedoch nur bei einem Teil der Patienten in Frage kommt. Eine gründliche Voruntersuchung und eingehende Aufklärung der Patienten ist Voraussetzung der Behandlung.
Abb.1 Sogenannte prämakuläre Lakunen treten auch bei jüngeren, insbesondere kurzsichtigen Menschen auf. Die obere Abbildung zeigt ein Querschnittbild der Netzhaut, das mit der optischen Kohärenztomografie (SD-OCT) entstanden ist. Oberhalb der Netzhaut ist die partiell abgehobene Glaskörpergrenzmembran zu erkennen. Im unteren Bild, einer Infrarot-Aufnahme der Netzhaut, ist die Glaskörpertrübung als schwarzer Schatten zu sehen.
Abb.2 Rechts: SD-OCT-Aufnahme eines linken Auges mit einer Glaskörpertrübung dicht über der Netzhaut. Das linke Bild zeigt das zugehörige Infrarotbild der Netzhautmitte. Im Zentrum befindet sich die Makula, die Stelle des schärfsten Sehens. Am linken Bildrand ist der Sehnervenkopf zu sehen, die Stelle, an der der Sehnerv das Auge verlässt. Der grüne Pfeil korrespondiert zu der OCT-Querschnittaufnahme der Netzhaut. Die Netzhauttrübung befindet sich also nicht direkt im Bereich der Makula, sondern etwas oberhalb davon.
Abb.3 Aufnahme desselben Auges in einer anderen Darstellung: Hier ist die Glaskörper-Trübung als dunkle Fluse innerhalb der prämakulären Lakune zu erkennen. So dichte Trübungen werfen einen Schatten, bewegen sich bei Blicksakkaden vor der zentralen Netzhaut und können subjektiv sehr stören.
Herausgeber:
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA)
als Geschäftsbesorger der AAD GbR
Tersteegenstr. 12, 40474 Düsseldorf
Pressekontakt:
Pressereferat: Herr D. Pleger
Tersteegenstr. 12, 40474 Düsseldorf
Tel. 0211 43037 00
Fax 0211 43037 20
presse(at)augeninfo.de
www.augeninfo.de