Pressemitteilung
Medizin/Gesundheit/Augenheilkunde

AAD Pressekonferenz 2016

Prof. Dr. Hansjürgen Agostini:

Aktuelles Wissen zu diabetischen Augenkrankheiten zusammengefasst

Kurzfassung

Die Neuauflage der Nationalen Versorgungsleitlinie (NVL) zur "Prävention und Therapie von Netzhautkomplikationen bei Diabetes" fasst das aktuelle Wissen über das Augenlicht bedrohende Folgen der Zuckerkrankheit zusammen. Die S3-Leitlinie bietet den behandelnden Ärzten und den Patienten die nötigen Informationen, um diabetische Augenkrankheiten zu vermeiden, beziehungsweise sie zum richtigen Zeitpunkt zu erkennen und zu behandeln.

Die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) betrifft in Deutschland mehr als sechs Millionen Menschen. Einer von 5000 Menschen mit Diabetes erblindet pro Jahr. Doch Sehverschlechterung oder gar Erblindung sind kein unabwendbares Schicksal. Mit einer konsequenten Einstellung der Blutzucker- und Blutdruckwerte sowie mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen beim Augenarzt kann das Augenlicht trotz Diabetes erhalten werden und damit auch die Lebensqualität.

Ein interdisziplinäres Autorenteam, in dem verschiedene medizinische Fachgesellschaften, Patientenorganisationen und Dachverbände mitgewirkt haben, hat in den vergangenen Jahren neue Veröffentlichungen zu diesem Themenbereich gesichtet, bewertet und daraus Empfehlungen für das ärztliche Handeln abgeleitet. Die Leitlinie gibt den behandelnden Ärzten einen Handlungskorridor vor, der juristisch jedoch nicht bindend ist. Im Einzelfall kann es sogar die Pflicht des Arztes sein, von den Empfehlungen der Leitlinie abzuweichen.

Zu den wichtigen Neuerungen der NVL gehört eine aktualisierte, interdisziplinäre Risikoeinschätzung, bei welchen Patienten mit Netzhautkomplikationen zu rechnen ist. Unter Berücksichtigung der vom Hausarzt oder Diabetologen übermittelten Risikofaktoren kann der Augenarzt abschätzen, wie häufig Menschen mit Diabetes, bei denen noch keine Netzhautschäden vorliegen, zu Kontrolluntersuchungen kommen sollen. Bei fehlenden Risikofaktoren und gesundem Auge gilt nun eine Untersuchung alle zwei Jahre als ausreichend. Bisher galt die Regel, dass die augenärztlichen Kontrollen bei allen Betroffenen einmal im Jahr erfolgen sollten.

Die neue NVL erleichtert zudem die interdisziplinäre Zusammenarbeit, indem sie abgestimmte Kommunikationsbögen bereitstellt, in denen Augenärzte ihre Befunde an Internisten beziehungsweise Diabetologen weiterleiten und umgekehrt. Neue Therapiemöglichkeiten wie die Injektion von Medikamenten ins Augeninnere (intravitreale operative Medikamenteneingabe, IVOM) wurden in die Behandlungsstrategien aufgenommen, und auch Innovationen in der Diagnostik wie das Untersuchungsverfahren der optischen Kohärenztomographie (OCT) werden nun eingebunden. Die Leitlinie gibt zudem einen Überblick über neue epidemiologische Daten zur Häufigkeit der diabetischen Retinopathie. Sie gibt Empfehlungen zur Gerinnungshemmung bei Menschen mit Diabetes und einer diabetischen Retinopathie und sie ruft auf zu verstärkten Anstrengungen in der Versorgungsforschung. Denn die Diagnostik und Therapie bei Menschen mit Diabetes kann noch weiter verbessert werden.


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