Pressemitteilung
Medizin/Gesundheit/Augenheilkunde

AAD Pressekonferenz 2015

Prof. Dr. Franz Grehn:

Eine personalisierte Glaukomchirurgie

Kurzfassung

Beim Glaukom sterben die Fasern des Sehnervs – oft über Jahre hinweg unbemerkt – langsam ab. Die Folge ist eine unbemerkte und irreversible Sehminderung mit fortschreitenden Ausfällen im Gesichtsfeld, die aber das Zentrum und die Sehschärfe zunächst aussparen. Die häufigste Form des Glaukoms, das Offenwinkelglaukom, verursacht keine Schmerzen und wird deshalb spontan nicht bemerkt, ist aber durch eine gezielte Früherkennung zu erfassen, die ab dem 40. Lebensjahr empfohlen wird.

Die wichtigste Stellgröße für die Behandlung des Glaukoms ist die Senkung des Augeninnendrucks, der einer der wesentlichen Risikofaktoren für die Schädigung des Sehnervs ist. Im Auge wird ständig Kammerwasser gebildet, das Nährstoffe für die Linse und das Hornhautgewebe enthält und die Form des Auges aufrechterhält. Wenn im Abflusssystem für das Kammerwasser ein zu hoher Widerstand entsteht, steigt der Druck. Mit Medikamenten, eventuell zusätzlich mit einer Laserbehandlung lässt sich dieser Druck senken. Doch manche Patienten vertragen die Augentropfen nicht oder es ist auf diese Weise bei ihnen keine ausreichende Drucksenkung möglich. Dann helfen Operationen, das Sehvermögen zu erhalten. Es kann auch notwendig sein, wiederholt chirurgisch einzugreifen.

Glaukomoperationen zielen darauf ab, das Kammerwasser auf einem neuen Weg aus dem Auge heraus zu leiten. In den vergangenen Jahren wurde eine Vielfalt von Operationstechniken entwickelt, die heute eine den individuellen Umständen des Patienten entsprechende personalisierte Glaukomchirurgie erlauben. Das Ziel ist es, den Augeninnendruck möglichst gut zu kontrollieren und gleichzeitig Nebenwirkungen und Risiken gering zu halten.

Die Trabekulektomie galt viele Jahrzehnte lang als Standardverfahren: Unter einem Läppchen der den Augapfel umgebenden Lederhaut wird eine Öffnung in die vordere Augenkammer angelegt. Durch sie sickert das Kammerwasser unter die Bindehaut. Mit diesem Vorgehen lässt sich eine zuverlässige Drucksenkung erreichen, deren Wirkungsdauer von der Wundheilung abhängig ist.

Nichtpenetrierende Operationsverfahren setzen am Schlemm’schen Kanal an, in dem sich das Kammerwasser sammelt. Er wird bei der Kanaloplastik mit einem Katheter sondiert und durch einen eingelegten Faden entfaltet. Diese Methode senkt den Augeninnendruck weniger stark als die Trabekulektomie, dafür sind die Nebenwirkungen geringer.

Für sehr schwere Fälle sind Schlauchimplantate eine Möglichkeit, den Augeninnendruck zu kontrollieren. Sie kommen zum Einsatz, wenn das Glaukom schon zum wiederholten Mal einen Eingriff erforderlich macht oder bei den schwierig zu behandelnden Sekundärglaukomen.

Am anderen Ende der Wirksamkeitsskala stehen Eingriffe am Kammerwinkel. Sie treten in Konkurrenz mit der medikamentösen Glaukomtherapie oder der Laserbehandlung. Auch in Kombination mit einer Kataraktoperation können sie hilfreich sein. Nicht selten gilt es, Katarakt und Glaukom bei einem chirurgischen Eingriff gemeinsam zu behandeln.

Glaukomchirurgen steht heute also ein breites Spektrum an Methoden zur Verfügung mit denen sie das Sehvermögen ihrer Patienten bei möglichst geringen Nebenwirkungen möglichst lange erhalten können.


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