Pressemitteilung
Medizin/Gesundheit/Augenheilkunde

AAD Pressekonferenz 2014

Prof. Dr. Norbert Pfeiffer:

Kurzsichtigkeit – ein Phänomen der Zivilisation

Kurzfassung

Sie stellen in Deutschland die Mehrheit: die Menschen, die auf eine Brille oder Kontaktlinsen angewiesen sind um klar zu sehen. Genaue Zahlen darüber, wie viele Menschen in Deutschland an welcher Art der Fehlsichtigkeit leiden, fehlten allerdings – bis jetzt. Die Gutenberg-Gesundheitsstudie hat nun erstmals erfasst, wie hoch der Anteil der kurz-, weit- und stabsichtigen Menschen an der Bevölkerung ist. Mehr als 15000 Personen aus einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe wurden in den Jahren 2007 bis 2012 erstmalig untersucht. Auch ein eingehender augenärztlicher Check gehörte zu diesen Untersuchungen. Die gesundheitliche Entwicklung und der Verlauf aufgetretener Erkrankungen der Teilnehmer werden aktuell weiterhin erfasst.

Erste Ergebnisse zeigen, dass 86,4% der Bevölkerung zwischen 35 und 74 Jahren Brillenträger sind. 35,1% der Untersuchten sind kurzsichtig (myop), 31,8% weitsichtig (hyperop) und bei 32,3% liegt eine Hornhautverkrümmung (Astigmatismus) vor, letztere meist in Kombination mit einer Kurz- oder Weitsichtigkeit. Ganz klar zeigt sich ein Zusammenhang zwischen der Länge der schulischen und/oder universitären Ausbildung und der Kurzsichtigkeit: Je höher der Schul- beziehungsweise Studien- und Berufsabschluss ist, desto höher ist das Risiko, kurzsichtig zu werden.

Kurzsichtig ist ein Auge, dessen Augapfel im Verhältnis zur Brechkraft von Hornhaut und Linse „zu lang“ ist. Als Folge werden weit entfernte Objekte unscharf auf der Netzhaut abgebildet. Der Augapfel wächst bis ins Erwachsenenalter, so dass eine Myopie auch noch im dritten Lebensjahrzehnt zunehmen kann. Nachgewiesen ist, dass sowohl genetische Veranlagungen als auch Umweltreize bei der Entwicklung der Kurzsichtigkeit eine Rolle spielen. Insbesondere Naharbeit – also beispielsweise Lesen – regt den Augapfel zum Wachstum an. Es bleibt abzuwarten, ob der Trend zum kontinuierlichen Blick auf die Bildschirme von Computern und Smartphones die Myopisierung der Gesellschaft noch verstärken wird.

„Heilen“ lässt sich die Kurzsichtigkeit nicht – sie lässt sich nur mit Sehhilfen oder mit den Methoden der refraktiven Chirurgie korrigieren. Wenn bei einem Kind eine Fehlsichtigkeit erstmals auffällt, ist die Brille unverzichtbar. Durch den konsequenten Ausgleich des Sehfehlers wird der Anreiz gemildert, den die Naharbeit für das Augenwachstum darstellt. Versuche, das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit mit Medikamenten, mit speziellen Brillengläsern oder Kontaktlinsen zu bremsen, waren bisher wenig erfolgreich. Eine ganz einfache Maßnahme scheint aber hilfreich: der Aufenthalt im Freien. (Nicht nur) für die Augen eines Kindes ist das Spielen bei Tageslicht unter freiem Himmel gesund. Mindestens 15 Stunden pro Woche sind ratsam, zugleich sollten die Augen weniger als 30 Stunden pro Woche mit Naharbeit – Lesen, Fernsehen und die Beschäftigung mit Computern und Smartphones inbegriffen – beschäftigt werden.


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