Pressemitteilung
Medizin/Gesundheit/Augenheilkunde

AAD Pressekonferenz 2002

Kraffel:

Was Augenärzte von Politikern wissen wollen

Welche Zukunft hat die Augenheilkunde in Deutschland für die Patienten für die Wissenschaft für die Augenärzte

Wie soll die fachärztliche Versorgung in Zukunft funktionieren?

  • Sollen Klinikambulanzen für die ambulante Behandlung geöffnet werden?
  • Werden durch ein Primärarztsystem, in dem der Facharzt erst auf Überweisung des Hausarztes tätig wird, Kosten gespart und wird die Versorgung der Patienten besser?
Ob Politiker in der Lage sind, die Fragen mit der gebotenen Objektivität zu beantworten, dürfte im Wahljahr besonders großen Zweifeln unterliegen.

Lang gehegte Parolen und Vorurteile stehen auf dem Prüfstand:

"Der ungehinderte Zugang zum Facharzt kostet zu viel Geld und bringt für den Patienten keinen Vorteil."

"Der Hausarzt ist dafür qualifiziert, in jedem Fall zu entscheiden, welche Maßnahmen zu Diagnose und Therapie einer jeden Krankheit zu ergreifen sind."

"Für die hausärztliche Versorgung muss mehr Geld bereitgestellt werden."

"Die Ressourcen der Kliniken werden zu wenig genutzt."


Die Wirklichkeit ist eine andere:
  • Die primäre Behandlung durch den Facharzt erspart dem Patienten Fehldiagnosen und Fehlbehandlungen und damit der gesetzlichen Krankenversorgung Kosten.
  • Vor allem aus den neuen Bundesländern häufen sich die Meldungen, dass auch Fachärzte, die altershalber ihre Praxis aufgeben, keine Nachfolger finden. Ab dem Jahr 2004 wird die Anzahl der Augenärzte, die aus dem Beruf ausscheiden, größer sein als die Anzahl der erteilten Facharztanerkennungen. Schon jetzt sind die meisten Klinikambulanzen überfüllt, die Wartezeiten lang und die strukturbedingten Reibungsverluste hoch.

Frage:     
Können die deutschen Augenkliniken damit rechnen, dass mit den Änderungsvorschlägen zum Fallpauschalengesetz auch die bislang undifferenzierte und schädliche pauschale Einteilung der Augenoperationen durch eine adäquate Regelung ersetzt wird?

Der im Bundesrat abgelehnte Entwurf schert alle Augenoperationen ungeachtet ihrer erheblich unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade über einen Kamm. Er ignoriert den Stand der Wissenschaft ebenso wie die negativen Erfahrungen, die mit den DRG-Codes (Diagnosis Related Groups) in Australien und den USA gemacht wurden.

Frage:     
Wann wird das Geld der Leistung folgen?

Noch immer werden Ärzte nach Punkten honoriert, deren Wert von Quartal zu Quartal sinken kann.

Frage:     
Inwieweit soll das Sachleistungsprinzip durch das Kostenerstattungsprinzip ersetzt werden?

Zurzeit macht der rheinlandpfälzische Sozialminister Florian Gerster von sich reden, indem er erstattungspflichtige und freiwillig abzusichernde Behandlungskosten trennen will.

Frage:     
Soll im Rahmen einer integrierten Versorgung das Berufsrecht dergestalt geändert werden, dass Ärzte das Abgaberecht für Heil- und Hilfsmittel bekommen?

Eine integrierte Versorgung bedeutet eine Sektoren übergreifende Versorgung. Hierbei kann nicht nur die Sektorengrenze zwischen Klinik und Praxis des niedergelassenen Arztes gemeint sein, da es dort schon immer Überbrückungen gegeben hat (Polikliniken, Ermächtigungen, Belegärzte).
Integrierte Versorgung bedeutet auch eine Öffnung der Schranken, z.B. in den Pharmasektor oder die Hilfsmittellieferung für den Arzt oder in enger Kooperation mit einem Apotheker bzw. Hilfsmittellieferanten. Derartigen Modellen steht derzeit das Berufsrecht entgegen. Wollen die Politiker auf eine Änderung des Berufsrechtes drängen?

Dr. med. Uwe Kraffel
1. Vorsitzender
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