Schon bei einer Routineuntersuchung erfährt der Augenarzt nicht nur, wie es um die Augengesundheit seines Patienten bestellt ist.
Der diagnostische Blick ins Auge erlaubt vielfältige Rückschlüsse auf den allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten und gegebenenfalls auf das Vorliegen vieler Krankheiten vom Diabetes über Rheuma bis hin zu seltenen Gendefekten.
Einlagerungen in der Hornhaut geben Hinweise auf genetisch bedingte Speicherkrankheiten, bei denen bestimmte Stoffe nicht ausgeschieden werden können.
So ist der „Kayser-Fleischer-Kornealring“ (farbliche Veränderung am Hornhautrand) ein Hinweis auf den Morbus Wilson, bei dem der Kupferstoffwechsel in der Leber gestört ist.
Cremefarbene, wirbelartige Muster in der Hornhaut deuten auf den Morbus Fabry hin, eine systemische Erkrankung, die sich auf alle Organe auswirkt.
Diese Hornhauttrübungen können aber auch eine Nebenwirkung von Medikamenten sein. Wenn sich in den Wechseljahren der Hormonspiegel verändert, klagen Frauen besonders häufig über „trockene Augen“.
Bei der Untersuchung der Netzhaut begutachtet der Augenarzt immer auch den Zustand der Blutgefäße am Augenhintergrund.
Er gibt Hinweise auf die Beschaffenheit des gesamten Blutgefäß-Systems.
So zeigen sich am Auge schon sehr früh Hinweise auf die Zuckerkrankheit oder auf einen Bluthochdruck.
Gefäßverschlüsse im Auge können auf Störungen im Blutkreislauf hindeuten wie etwa eine genetisch bedingte Neigung zu Thrombosen.
Auch bei Autoimmunerkrankungen werden die Augen oft in Mitleidenschaft gezogen. So erleidet etwa die Hälfte der Patienten mit Morbus Basedow, einer Krankheit, bei der das Immunsystem die Zellen der Schilddrüse angreift, ebenfalls eine Endokrine Orbitopathie.
Dann richtet sich die Immunreaktion auch gegen das Gewebe der Augenmuskeln und gegen das die Augen umgebende Fettgewebe mit der Folge, dass die Augen hervortreten.
Weitere Symptome sind eine rote Bindehaut, ein starrer Blick, tränende und irritierte Augen sowie in schweren Fällen Doppelbilder und sogar Schädigungen des Sehnervs.
Weitere Immunkrankheiten, die nicht selten das Auge mit betreffen, sind rheumatische Erkrankungen. Sie können zum Beispiel mit einer Entzündung des Augeninneren, einer Uveitis, verbunden sein.
Ein häufiges Symptom einer Multiplen Sklerose, bei der das Immunsystem das die Nervenfasern schützende Myelin angreift, sind Sehstörungen und Augenbewegungsstörungen.
Augenärzte sollten auch immer informiert werden, wenn ein Patient regelmäßig Medikamente einnimmt.
Denn verschiedene Arzneimittel haben Nebenwirkungen am Auge. Sie können so schwerwiegend sein, dass das Medikament abgesetzt werden muss.
Zu den Wirkstoffen und Wirkstoffgruppen, bei denen Augenärzte hellhörig werden, gehören Amiodaron, Chloroquin, Glukokortikoide, Tamoxifen und Phenothiazine.
Die Möglichkeit, schwerwiegende Erkrankungen anderer Organe mit einer Augenuntersuchung schon in einem frühen Stadium festzustellen, ist für die medizinische Forschung vielversprechend.
So gibt es zum Beispiel erste Hinweise auf eine verdünnte retinale Nervenfaserschicht bei Patienten mit Morbus Alzheimer. Weiteren Forschungsansätzen wird derzeit im Labor nachgegangen.
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