Pressemitteilung
Medizin/Gesundheit/Augenheiunde

AAD Pressekonferenz 2009

Esser:

Zwei Augen – drei Dimensionen

Kurzfassung

Wie schaffen wir es, aus den zweidimensionalen Bildern, die unsere Augen sehen, einen räumlichen Seheindruck zu gewinnen? Diese Höchstleistung setzt ein perfektes Zusammenspiel der beiden Augen und des Gehirns voraus.

Aufgrund des Augenabstands unterscheiden sich die beiden Bilder, die wir wahrnehmen, geringfügig. Dieser feine, Querdisparation genannte Unterschied macht es möglich, dass die flachen Bilder im Gehirn zu einem dreidimensionalen Seheindruck verschmelzen.

Das Zusammenspiel der beiden Augen ist jedoch störanfällig. Etwa fünf Prozent der Bevölkerung schielen. Das heißt, die beiden Sehachsen sind nicht auf denselben Punkt vor den Augen gerichtet. Dann ist der Unterschied zwischen den beiden Bildern zu groß, als dass das Gehirn daraus eine räumliche Wahrnehmung konstruieren könnte. Es entstehen störende Doppelbilder.

Schielen tritt meist schon im Kindesalter auf und stellt dann eine ernste Bedrohung für die weitere Entwicklung des Sehvermögens dar. Denn wenn das Gehirn in der sensiblen Phase des Sehen Lernens solche Doppelbilder empfängt, unterdrückt es eines der Bilder – ein Auge wird sozusagen abgeschaltet. So entsteht eine Sehschwäche (Amblyopie) des schielenden Auges. Ist der Lernprozess erst einmal abgeschlossen, kann sie nicht mehr rückgängig gemacht werden. In den ersten Lebensjahren können jedoch sowohl Schielen als auch Sehschwäche gut behandelt werden.

Zu den Ursachen des Schielens gehört unter anderem eine erbliche Veranlagung. Kinder, in deren Familie bereits Schielerkrankungen auftraten, sollten deshalb im Alter von sechs bis zwölf Monaten augenärztlich untersucht werden. Doch auch Kinderkrankheiten mit hohem Fieber, Unfälle oder schwere seelische Krisen können ein plötzliches Schielen auslösen. In solchen Fällen sollte ein Augenarzt möglichst rasch die Ursache abklären, eventuell in Zusammenarbeit mit Kinderärzten und Neurologen. Spätestens im Alter von dreieinhalb Jahren sollten alle Kinder einmal beim Augenarzt gewesen sein.

Die Behandlung des Schielens ist in vielen Fällen einfach: Eine Brille, die den Brechungsfehler optimal korrigiert, sorgt oft schon dafür, dass das Auge nicht mehr „abrutscht“. Bei etwa der Hälfte der betroffenen Kinder ist zusätzlich eine Operation notwendig, bei der die Augenmuskeln umgelagert werden. Die Sehschwäche lässt sich behandeln, indem das stärkere Auge in einem bestimmten Rhythmus für eine gewisse Zeit abgedeckt wird. Diese Okklusionsbehandlung fördert das schwächere Auge und sorgt dafür, dass das Gehirn auch diesen Seheindruck zuverlässig verarbeitet.

Gerade die Okklusionsbehandlung nimmt zwar Zeit und Geduld in Anspruch, aber mit geringen Kosten lässt sich ein enormer Nutzen erzielen: Für nur wenige hundert Euro sind dramatische Visusverbesserungen möglich, von denen die Kinder ihr Leben lang profitieren werden. Die Strabologie sichert den jungen Patienten einen Gewinn an Lebensqualität, der allerdings von der Öffentlichkeit und den Institutionen im Gesundheitswesen nicht ausreichend wahrgenommen wird. Erneut scheiterte im vergangenen Jahr das Bemühen, eine augenärztliche Vorsorgeuntersuchung im Kindesalter als Kassenleistung fest zu etablieren.


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