15.03.2023
DÜSSELDORF, 15.03.2023 - Augenärztinnen und Augenärzte treffen sich ab heute in Düsseldorf zu einer der größten Fortbildungstagungen im deutschsprachigen Raum. Nachdem 2021 ein digitaler Kongress und im vergangenen Jahr eine hybride Tagung stattfanden, setzen die Veranstalter nun wieder auf volle Präsenz. Der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA) und die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) sind sich einig: Der persönliche Kontakt ist unersetzbar.Bis zum kommenden Samstag bietet sich Studierenden, Augenärztinnen und Augenärzten und dem Assistenzpersonal wieder die Möglichkeit, Vorlesungen und Kurse zu allen Bereichen der Augenheilkunde zu besuchen. Falldiskussionen laden zum Mitdenken und Mitentscheiden ein, Wetlabs und Drylabs bieten die Möglichkeit, diagnostische, therapeutische und praktische Fähigkeiten zu trainieren.
Die Auftaktpressekonferenz bot heute Mittag erste Einblicke in aktuelle Themen, die während der Tagung diskutiert werden. Dr. Peter Heinz, 1. Vorsitzender des BVA, verwies darauf, dass die augenheilkundliche Versorgung der Bevölkerung von allen Seiten unter Druck steht. Zahlreiche Veränderungen im Gesundheitssystem sorgen dafür, dass es immer schwieriger wird, sie aufrecht zu erhalten – seien es Honorarabschlüsse, die Streichung der Neupatientenregelung, die Pläne für die Krankenhausreform oder die Bedarfsplanung.
Zu den Bereichen der Augenheilkunde, die dramatisch unterfinanziert sind, gehört die Kinderaugenheilkunde. Wie wichtig aber gerade hier eine qualifizierte Betreuung ist, machten Prof. Dr. Andreas Stahl, Greifswald, und Dr. Bert Müller, Berlin, deutlich. Stahl erläuterte, wie zu früh geborene Kinder augenärztlich untersucht und behandelt werden müssen. Aktuelle Leitlinien helfen, das Risiko einer Frühgeborenenretinopathie zu verringern, den kleinen Patientinnen und Patienten bei Bedarf die richtige Behandlung anzubieten und so die drohende Erblindung zu verhindern. Müller, der in der Charité seit vielen Jahren Frühgeborene behandelt, ging auf die Möglichkeiten ein, die Frühgeborenenretinopathie mit Anti-VEGF-Medikamenten zu behandeln, die direkt ins Auge gegeben werden. Diese Therapie hat einige Vorteile, sie ist eine schonende Behandlung im Vergleich zur Laserkoagulation der Netzhaut. Bei der Behandlung ist aber schon die Dosierung der Medikamente eine Herausforderung. Wegen der Gefahr von Rezidiven sind langfristig Kontrolluntersuchungen notwendig. Die Betreuung der “Frühchen” erfordert viel Erfahrung, Sorgfalt und Einfühlungsvermögen.
Eine Herausforderung für die augenmedizinische Betreuung stellt auch die Therapie der altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) dar, eine der Hauptursachen für Sehbehinderung und Erblindung in Deutschland. Prof. Dr. Sandra Liakopoulos brachte gute Neuigkeiten mit nach Düsseldorf: Auch für die bisher nicht behandelbare trockene Spätform der AMD, die geographische Atrophie, gibt es bald eine Behandlung: Medikamente, die Bestandteile des Komplementsystems hemmen, können eine Verlangsamung der Krankheit erreichen. So besteht die Chance, zum Beispiel die Lesefähigkeit länger zu erhalten. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde erteilte Ende Februar die erste Zulassung eines solchen Wirkstoffs. In Europa wird die Zulassung im Jahr 2024 erwartet. Damit stehen Augenarztpraxen und -kliniken allerdings vor der Aufgabe, nun neue Kapazitäten für eine große Zahl von Patienten zu schaffen, die bisher nicht behandelt werden konnten.
Für die Diagnostik des Glaukoms greift die Augenheilkunde auf verschiedene Verfahren von der Augeninnendruckmessung über die Gesichtsfelduntersuchung bis hin zur Optischen Kohärenztomographie zurück. Dabei entstehen große Mengen an Daten, die mithilfe der künstlichen Intelligenz ausgewertet werden können. Prof. Hagen Thieme, Magdeburg, gab einen Einblick, welche Anwendungen bereits heute in der Forschung und in der Patientenversorgung eingesetzt werden können – nicht als Ersatz, sondern als Unterstützung der augenärztlichen Expertise.
Vor zwei Jahren bestimmte SARS-CoV2 die Medienlandschaft – und unser aller Leben. Erfreulich schnell wurden Impfungen gegen das Virus zugelassen. Doch auch die Skepsis war groß, mögliche Nebenwirkungen wurden breit diskutiert. Allerdings fehlte diesen Diskussion meist eine wissenschaftliche Grundlage. Der Frage, ob die SARS-CoV2-Impfung zu Gefäßverschlüssen am Auge führen kann, ging daher die Retinologische Gesellschaft nach. Prof. Dr. Nicolas Feltgen konnte in Düsseldorf Entwarnung geben: Es gibt keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für Schäden am Auge. Das ergab eine Umfrage in 50 deutschen Zentren. Diese Erkenntnisse werden durch weitere Studien in Deutschland und in Japan bestätigt.
Den BVA-Medienpreis 2023 verlieh Dr. Peter Heinz an die Gesundheitsjournalistin und Bloggerin Stephanie Arndt.
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