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60 % der Sehschwächen bei Kindern werden zu spät erkannt

Düsseldorf, 03.02.03 - Augenärzte fordern Augenkontrollen schon im Säuglings- und Kleinkindalter

30 % aller Kinder haben mit vier Jahren Sehstörungen (1), doch nur bei 40 % dieser Kinder ist diese Sehstörung bekannt. Dabei sollten Sehstörungen bei Kinder schon in den ersten drei Lebensjahren erkannt werden, um eine optimale Entwicklung des Sehens zu gewährleisten. Gerade zu Beginn der kindlichen Entwicklung ist es besonders wichtig, die Augen auf mögliche Fehlbildungen zu untersuchen. Denn nur, wenn das Sehorgan des Kindes gesund ist, kann eine volle Sehschärfe im Erwachsenenalter erreicht werden. Die Untersuchung von Kinderaugen bedarf einer besonderen Gründlichkeit und sollte daher regelmäßig von einem erfahrenen Augenarzt vorgenommen werden. Schwere Augenerkrankungen, wie z.B. die Entzündung der Regenbogenhaut, zeigen bei Kindern oft geringere Symptome als bei Erwachsenen und können daher leichter übersehen werden. Auch manche kindliche Stoffwechselerkrankungen führen zu Veränderungen. Bereits im Mutterleib kann es zu Schädigungen der Kinderaugen kommen, wenn die Schwangere beispielsweise an einer Infektion leidet. Dr. Arndt Gutzeit, Arbeitskreisleiter für Schielen und Augenbewegungsstörungen beim Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA), empfiehlt daher eine rechtzeitige Kontrolle beim Augenarzt: "Bei Kindern erkennt der Laie oft auf den ersten Blick nicht, dass sie schielen oder dass ihre Augen einen Brechungsfehler aufweisen. Unbehandelt können diese Augenfehler zu einer hochgradigen Fehlsichtigkeit und eingeschränktem räumlichen Sehen führen. Die Betroffenen sind dann ein Leben lang benachteiligt und können z.B. bestimmte Berufe wie Kraftfahrer, Polizist oder Pilot nicht ausüben. Daher sollten Eltern frühzeitig eine augenärztliche Vorsorge für Ihre Kinder in Anspruch nehmen. Diese kann bereits bei Kleinkindern durchgeführt werden, die erst wenige Monate alt sind."

Alarmzeichen

Babys können noch nicht sprechen. Daher ist es besonders wichtig, dass die Eltern ihren Nachwuchs gut beobachten, um mögliche gesundheitliche Störungen rechtzeitig zu erkennen. In den ersten vier Monaten können Kleinkinder nur Umrisse und Helligkeitsunterschiede wahrnehmen. In dieser Zeit sollten Eltern auf äußerliche Auffälligkeiten der Augen achten, wie z.B. Augenzittern, Hornhauttrübungen, grau-weißlich verfärbte Pupillen, Lidveränderungen oder große lichtscheue Augen. Bei jeder Veränderung ist es dringend erforderlich, eine Untersuchung beim Augenarzt durchführen zu lassen. "Eine Augenkontrolle empfiehlt sich auch bei 6 bis 12 Monate alten Kleinkindern, wenn familiär ein erhöhtes Risiko für Schielen, Fehlsichtigkeit oder erbliche Augenerkrankungen vorliegt", weiß Dr. Uwe Kraffel, erster Vorsitzender des BVA. Besonders gefährdet sind Frühgeburten oder Kinder mit Entwicklungsrückstand. Spätestens zwischen dem zweiten und dritten Geburtstag sollte aber auch jedes unauffällige Kind auf Augenerkrankungen und Sehschäden untersucht werden, denn besonders einseitige Sehfehler können sonst nicht entdeckt werden. Je später ein Augendefekt erkannt wird, desto geringer sind die Heilungschancen und damit die Sehschärfe im Schul- und Erwachsenenalter. Bei älteren Kindern macht sich eine Sehschwäche oder Augenerkrankung häufig im Verhalten bemerkbar, wenn sie viel stolpern, wenn sich die Schulnoten plötzlich verschlechtern oder wenn sie auffällig wenig Lust am Lesen zeigen. Besonders im Straßenverkehr sind Kinder mit Sehproblemen ernsthaft gefährdet.

Diese Erkrankungen gefährden Kinderaugen

Viele Kinder leiden von Geburt an unter Augenfehlern. Doch leider bleiben angeborenes Schielen, Kurz- oder Weitsichtigkeit oft bis ins Schulalter unerkannt. Nur durch eine Vorsorgeuntersuchung beim Augenarzt kann man mit Sicherheit feststellen, ob Kinderaugen gesund sind. Eine gefährliche Entzündung der Regenbogenhaut im Auge kann der Augenarzt z.B. nur mit Hilfe des Biomikroskops erkennen. Mit dieser Technik kann er auch versteckt liegende Entzündungsstellen aufspüren, die auf den ersten Blick nicht als Rötung erkennbar sind. Einige Augenerkrankungen beim Kind entwickeln sich bereits im Mutterleib während der Schwangerschaft. So kann die Erkrankung der Mutter mit Röteln während der Schwangerschaft zu einer Linsentrübung des Ungeborenen führen. Infektionen der Schwangeren mit Toxoplasma-Erregern (2) haben häufig Netzhautveränderungen beim Baby zur Folge. Doch nicht nur Erkrankungen der Augen spürt der Augenarzt bei einer Kontrolluntersuchung auf. Der Zustand des Sehorgans gibt dem Mediziner auch Auskunft über ernste Erkrankungen im Kindesalter, die sich durch Augenveränderungen bemerkbar machen. Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes können auch bei Kindern zu sichtbaren Veränderungen am Augenhintergrund führen, "Speichererkrankungen" (3) zeigen typische Netzhautveränderungen. Eine Regenbogenhautentzündung kann ein Zeichen für kindliches Rheuma sein. Ein Besuch beim Augenarzt ist daher auch im Kleinkindalter sehr wichtig, um Erkrankungen frühzeitig erkennen und behandeln zu können.